Wie überleben unsere Schmetterlinge den Winter?

Wie überleben unsere Schmetterlinge den Winter?

Mit den ersten kalten Nächten und den derzeit herrschenden Regentagen zeigen sich immmer weniger Schmetterlinge bei uns im Kraichtal. Wo sind denn die Schmetterlinge?  Tatsächlich stirbt ein Großteil der Schmetterlinge, die wir im Sommer fliegen sehen im Laufe des Jahres. Trotzdem gibt es im nächsten Jahr wieder Schmetterlinge. Offenbar schaffen sie es, in irgendeiner Form den Winter zu überleben. Wie kann das gehen? Wie uns die Realität zeigt, ist dies möglich: Schmetterlinge nutzen dabei erfolgreich mehrere Überwinterungs-Strategien:

Strategie 1: Überwinterung als erwachsener Falter:

C-Falter
Kleiner Fuchs
Tagpfauenauge
Zitronenfalter

Tatsächlich überwintern diese Arten als voll entwickelte Falter bei uns. Dazu suchen sie im Herbst frostsichere Plätze wie hohle Baumstämme, Erdlöcher, Gebäude wie Scheunen oder Dachböden. Dies kann für die Falter allerdings zur Falle werden, wenn die betreffenden Gebäude im Winter beheizt werden. Dann werden sie aktiv, verbrauchen alle gespeicherten Nährstoffe und müssen dann wegen Nahrungsmangel verhungern. Deswegen sollte man – wenn man dort überwinternde Falter entdeckt, diese vorsichtig entnehmen und an einer anderen frostsicheren, aber kühlen Stelle unterbringen. Dies darf allerdings nicht abrupt geschehen. Bringt man die Falter von einem beheizten Raum sofort in die Kälte, dann sterben die Falter. Die Gewöhnung an die Kälte muss allmählich geschehen. Dazu kann man den Falter in eine kleinen Schachtel geben, die stufenweise in den kühlen Raum gestellt wird.  Darüber hinaus sollte man dafür sorgen, dass die Falter an sonnigen Tagen im Spätwinter ihr Überwinterungsquartier auch wieder verlassen können. Dies wird dadurch möglich, dass die Schachtel geöffnet wird, wenn der Falter sich endgültig in der Winterstarre befindet. Der Zitronenfalter dagegen bildet eine Ausnahme: Er überwintert ohne Versteck direkt auf Sträuchern und ist somit auch dem Frost ausgesetzt.

Strategie 2:  Überwinterung als Raupe:

Kaisermantel
Kleiner Feuerfalter
Großer Schillerfalter

Tatsächlich gibt es viel mehr Schmetterlingsarten, die bei uns als Raupe überwintern. Dazu gehören vor allem viele Arten der Bläulinge. Diese Arten suchen sich ebenfalls in der Vegetation geeignete, frostfreie Stellen. Natürlich wird in dieser Zeit auch bei diesen Arten der Stoffwechsel deutlich heruntergefahren. Wo und wie sie als Raupe überwintern, ist unterschiedlich. Einige bilden ein dichtes Gespinst – oder spinnen sich auf der Unterseite der Blätter dicht ein. Dies ist je nach Art unterschiedlich. Während des Winters ist der Stoffwechsel so weit heruntergefahren, dass sie in diesem Zeitraum nichts fressen müssen. Mit steigenden Temperaturen werden die Raupen wieder aktiv und können sich dann an der neuen Vegetation sattfressen.

Strategie 3: Überwinterung als Puppe:

Aurorafalter
Landkärtchen (Sommerform)
Schwalbenschwanz

Die Art und Weise wie sich die einzelnen Schmetterlingsarten verpuppen unterscheidet sich deutlich. Die Puppen werden jeweils an Sträuchern, Kräutern oder sonstigen Unterlagen befestigt. Dann sollten sie aber dort belassen werden, wo die Verpuppung auch stattgefunden hat. Leider werden durch die Bearbeitung des Kulturlandes viele dieser Sträucher, Kräuter und Gräser  durch Kulturmaßnahmen entfernt. So haben Schmetterlinge, welche auf diese Art und Weise überwintern, oft schlechte Karten.

Strategie 4: Überwinterung als Ei

Nierenfleck-Zipfelfalter

Schmetterlingseier sind sehr robust und überstehen die Kälte oft sehr gut. Allerdings werden sie auf Blättern und anderen Pflanzenteilen abgelegt und sind damit aber auch eine leichte Beute für Vögel, Kröten und Käfer.

Strategie 5:  „Wanderfalter“: Keine Überwinterung bei uns; Rückkehr in warme Gebiete

Admiral
Distelfalter
Taubenschwänzchen

Diese drei Arten bezeichnet man als „Wanderfalter“. Sie kommen im Frühjahr aus den südlichen Regionen Europas zu uns und wandern bereits im frühen Herbst wieder in ihre Ursprungsländer im Mittelmeerraum zurück, da sie die Temperaturen unserer Winter nicht aushalten können. Im nächsten Frühjahr kommen dann allerdings Falter der Neugeneration zu uns. Allerdings gibt es seit einigen Jahren Hinweise darauf, dass auch diese Falter zumindest teilweise bei uns überwintern, weil die Winter in den letzten Jahren milder und vor allem kürzer waren als bisher üblich. Unter den aufgeführten drei Arten betrifft dies besonders den Admiral und seit ein paar Jahren auch das Taubenschwänzchen, das es in warmen Gebieten manchmal schafft, dass die Überwinterung bei uns gelingt.

Besonders erwähnenswert ist dabei das Taubenschwänzchen, welches im Sommer vom Mittelmeerraum bis nach Skandinavien fliegen kann. Diese Flugleistung ist einmalig. Bei einer Schlagfrequenz von 70-90 Flügelschlägen/sec. können sie Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h erreichen. So können sie in weniger als 14 Tagen bis zu 3000 km zurücklegen. Wegen ihres Schwirrfluges werden sie auch als „Kolibri-Schwärmer“ bezeichnet. Tatsächlich sind jährlich viele Meldungen von „Kolibri-Sichtungen“ bei uns auf Taubenschwänzchen zurückzuführen.

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