Wie man unsere einheimischen Wildtauben unterscheiden kann
Wie man unsere einheimischen Wildtauben unterscheiden kann
Jetzt, wo bei uns im Kraichtal die ersten Maisfelder abgeerntet werden, kann man häufig solche Szenen auf den Feldern beobachten: Vor allem Tauben versammeln sich auf den abgeernteten Feldern und suchen nach Ernteresten. Der folgende Beitrag soll eine Hilfestellung zur Unterscheidung der einzelnen, bei uns vorkommenden Wildtaubenarten sein. Es gibt bei uns 4 Arten von Wildtauben und eine große Gruppe von verwilderten Haustauben, die ein breites Spektrum an Gefiederfarben aufweisen können. Zu den echten Wildtauben gehören die Hohltaube, die Ringeltaube, die Türkentaube und die Turteltaube. Die Nachkommen der Felsentauben und der verwilderten Haustauben werden als Straßentauben bezeichnet.
Und das sind die bei uns vorkommenden Wildtauben, bzw. Straßentauben:
Hohltaube
Hohltauben sind eigentlich Waldbewohner. In den letzten Jahren tauchen sie aber immer öfter in den Siedlungen auf – und man kann sie manchmal in der ortsnahen Feldflur oder sogar in großen Parkanlagen innerhalb der Städte antreffen. Im Wald nisten sie oft in verlassenen Spechthöhlen. Dabei werden die Höhlen des Schwarzspechts bevorzugt. Der Kopf und die Flügel sind graublau; auf den Flügeln fehlen die kräftigen schwarzen Flügelbinden. Vor allem aber kann man die Hohltaube an dem kräftigen grünen Nackenfleck erkennen. Im Unterschied zu den Straßentauben sind die Augen dunkel und nicht braunrot gefärbt.
Ringeltaube
Die Ringeltaube ist die größte einheimische Wildtaube. Bei uns im Kraichtal dürfte sie die häufigste Taube sein. Neben ihrer Größe ist der weiße Halsfleck das deutlichste Erkennungsmerkmal. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist die hellgelbe Iris. Der Schnabel ist an der Basis rot, dann orange und ganz an der Schnabelpitze hornfarben. Dazu kommt die kräftige weinrote Färbung des Halses und der Brust. Auffallend ist auch das weiße Band auf der Oberseite der Flügel, das aber nur beim Fliegen sichtbar wird. In den Wintermonaten überwintern bei uns oft große Schwärme von Ringeltauben aus kälteren Gebieten. Die ursprünglich scheue Taube ist inzwischen im Kraichtal auch mitten in den einzelnen Ortschaften anzutreffen, wo sie in großen Gärten, Friedhöfen oder Parks sogar brütet. Obwohl sie stark bejagt wird, ist sie nicht vom Aussterben bedroht.
Türkentaube
Vor knapp 50 Jahren wurden die ersten Türkentauben bei uns beobachtet. Ursprünglich stammen sie aus Asien und kamen im Laufe der Jahrhunderte mit den türkischen Eroberern von Griechenland bis in die Länder des Balkans. Deswegen bekamen sie auch ihren Namen. Vom Balkan aus traten sie ihren Siegeszug nach Westen und Norden an. Bei uns ist sie inzwischen flächendeckend anzutreffen. Man kann die Türkentaube vor allem an ihrem hellgrauen Gefieder und dem schwarzen Nackenstreif erkennen.
Turteltaube
Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020. Sie ist die kleinste Wildtaubenart bei uns. Leider hat ihr Bestand in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen. Trotzdem ist sie im Kraichtal immer noch zu beobachten. Ihr deutlichstes Erkennungszeichen sind die weiß umrandeten schwarzen Streifen an den Halsseiten- und die rotbraunen Flügel mit dunklen Flecken. Die Jungvögel zeigen diese Merkmale aber erst nach einigen Monaten. Die Turteltaube überwintert in Afrika und wird rund um das Mittelmeer stark bejagt. Auch deswegen ist ihre Art bei uns vom Aussterben bedroht.
Straßentauben – Nachkommen der Felsentaube oder verwilderte Haustauben
Straßentauben oder Stadttauben sind wohl die formenreichste Gruppe unter den Tauben, was ihr Aussehen und ihre Gefiedermerkmale betrifft. Gemeinsam haben aber alle rotbraune Augen. Stammform dieser Gruppe ist die Felsentaube. Das bedeutet, dass alle Haustauben und Brieftauben von der Felsentaube abstammen. Dieses Bild zeigt einige Tauben, welche mit ihrem Gefieder dem der Felsentaube recht nahe kommen: Heller Körper, zwei kräftige, schwarze Binden auf den Flügeln und ein graublauer Kopf. Zwei der Tauben (eine im Vordergrund, eine versteckt) weichen von diesem Gefiedermuster ab. Wenn man bei uns solche Tauben sieht, handelt es sich trotzdem um Straßentauben. Da Tauben seit Jahrhunderten für die unterschiedlichsten Zwecke gezüchtet wurden, treten bei der Gruppe der Straßentauben – die ja alle irgendwelche verwilderte Haustauben waren, die unterschiedlichsten Gefieder- und Farbvarianten auf. Auch heute noch finden Brief- und Sporttauben („Renntauben“), welche den heimischen Schlag nicht mehr erreicht haben, oft einen Anschluss an Schwärme der Straßentauben, wo sie sich dann oft wieder verpaaren. Ein Tipp zur Bestimmung: Wenn man bei uns einen Schwarm unterschiedlich gefärbter Tauben auf den Feldern sieht, dann handelt es sich wahrscheinlich um Straßentauben.
Türkentaube und Ringeltaube kommen auch gerne zu mir in den Garten, ob sie dort brüten, kann ich nicht feststellen.
Bei uns kommen sie auch jedes Frühjahr in den Garten und brüten hier auch ver-
mutlich in einem hohen Lebensbaum.
Vor ein paar Tagen habe ich ein Taube im Flug fotografiert, kann Sie aber nicht bestimmen.
Sie ist eher schlank, fliegt recht schnell, ist auf der Oberseite weiß gefiedert, hat am Hals (naja, schon fast auf der Brust) eine Art hellbraunes Halsband (oder Halsfleck), einen roten Schnabel, dunkle Augen und die Flügelunterseite ist ebenfalls hellbraun/ gelbbraun gefiedert, hat dunkle Beinchen und eine abgerundete Schwanzform.
Kann mir jemand sagen, was das für eine Art ist?
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Was Ihre Anfrage betrifft, so handelt es sich mit großer Sicherheit um eine Kulturform der Haustaube. Zahlreiche Züchtungen haben viele Haustauben-Rassen entstehen lassen. Um Ihre Frage beantwortet zu bekommen, sollten Sie sich an Züchter von Haustauben wenden. Jedenfalls zeigen Ihre Bilder keine bei uns in Deutschland vorkommenden Wildtauben-Arten. Bei dem zusätzlichen Bild handelt es sich um einen Blutänfling im Schlichtkleid.
Hallo Peter,
vielen Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort.
Sie haben mir damit sehr geholfen.
Freundliche Grüße & ein schönes Wochenende
Andreas
Danke für Ihre Antwort: Um Ihnen noch einen Hinweis zu geben. Fragen Sie in Ihrer Region bei Taubenzüchtern nach. Es müssen Tauben aus Ihrer Region sein, die Sie fotografiert haben. Auch mich würde es interessieren, in welcher Region die Bilder entstanden sind.
Viele Grüße – ebenfalls ein schönes Wochenende – und weiterhin viele gute Fotos!
Peter Weickgenannt
Anfrage:
Eine Verwandte von mir, die auch im Tierschutz tätig ist, behauptet, dass alle Wildtauben der Welt von Haustauben abstammen.
Wie kann ich ihr eindeutig nachweisen, dass dies nicht wahr ist?
Hallo Herr Hornemann,
danke für Ihren Kommentar. Die Behauptung Ihrer Verwandten ist falsch. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Alle bei uns vorkommenden – und inzwischen fast weltweit verbreiteten Haustauben stammen von einer Wildform, der Felsentaube, ab. Belege dafür finden Sie, wenn Sie im Internet unter dem Suchbegriff: Stammform der Haustauben nachschlagen. Es ist eindeutig, dass die FELSENTAUBE die alleinige Stammform der Haustaube ist – und das weltweit. Tauben werden schon seit sehr langer Zeit von Menschen gezüchtet. Zur zucht verwendete man vor Urzeiten eine Taube, der man habhaft werden konnte. Und dies war die Felsentaube. Aus ihr hat man dann zahlreiche Rasssen gezüchtet.
Im Internet finden Sie in den entsprechenden Beiträgen dazu eine eindeutige Antwort: FELSENTAUBE!
Daüber hinaus gibt es verwilderte Haustauben, die als Stadt- oder Straßentauben unterwegs sind. Diese Formen gehen auf die Haustaube zurück – sind aber im eigentlichen Sinn keine Wildtauben, sondern verwilderte Tauben, die alle von den Haustauben abstammen. Da sich die Stadt- oder Straßentauben untereinander paaren, sind sehr zahlreiche Unterarten und Farbschläge entstanden.
Die vielen echten Wildtauben, die es weltweit gibt, haben mit den Haustauben und deren Nachkommen nichts zu tun. So sind die bei uns vorkommenden fünf Arten Türkentaube, Turteltaube, Ringeltaube, Hohltaube und Felsentaube keinesfalls Nachkommen der Haustauben ….
Ich hoffe, dass ich Ihnen helfen konnte.
Viele Grüße
Peter Weickgenannt
Tipp für die Internet-Suche: Stammform der Haustauben