Aus einer einst mexikanischen Pflanze entsteht bei uns eine „typisch badische“ Spezialität:Topinambur
Aus einer einst mexikanischen Pflanze entsteht bei uns eine "typisch badische" Spezialität:Topinambur
Topinambur ist eine Pflanze, die ursprünglich aus Mittelamerika – wahrscheinlich Mexiko – stammt. Sie gehört zur artenreichen Famile der Korbblütengewächse und ist mit der ähnlich aussehenden Sonnenblume verwandt. Ihren Namen erhielt sie nach dem Volk der Tupinamba, welche Ureinwohner auf dem amerikanischen Kontinent waren. Über Frankreich und Italien kam die Pflanze im 17. Jahrhundert auch zu uns nach Deutschland. Topinambur ist eine Nutzpflanze, weil sie essbare Sprossknollen ausbildet. Deswegen gehört sie auch zum Wurzelgemüse und spielt in vielen Ländern auch heute noch eine wichtige Rolle für die menschliche und tierische Ernährung. Auch als Zuckerlieferant und bei der Gewinnung von Bio-Energie hat sie inzwischen eine große Bedeutung. Sogar in der Medizin gibt es viele Verwendungsbereiche für Topinambur. So ist sie unter anderem bei Diabetes hilfreich, da sie zwar süß schmeckt, der in der Sprossknolle vorhandene Zucker aber nicht vom menschlichen Körper verwertet werden kann. In Baden gibt es auch heute noch nennenswerte Anbauflächen. Aauch bei uns im Kraichtal kann man sie vereinzelt finden. Hier heißen die Sproßknollen „Erd-Äpfel“ – und der daraus gewonnene Branntwein heißt bei uns „Topi“. Dieser gilt als Verdauungsschnaps und ist eine typisch badische Spezialität.
Was aussieht wie drei Topinambur-Blüten sind eigentlich drei Blütenstände der Pflanze. Die äußeren gelben Blätter täuschen eine Einzelblüte vor. Sie sind aber unfruchtbar. Die eigentlichen Blüten befinden sich innerhalb des Blütenkorbes und blühen – wie man es auf dem rechten Bild sehen kann – von außen nach innen auf. Bei diesem Blütenstand haben sich noch nicht alle Blüten geöffnet. Die innersten Blüten sind noch geschlossen. Da die Samen wegen der späten Blütezeit nicht mehr voll ausreifen können, vermehrt sich die Pflanze bei uns hauptsächlich über die Sprossknollen.
Topinambur kann mehrere Meter groß werden. Sie gehört zu den „Kurztages-Pflanzen“. Das bedeutet, sie blüht erst dann, wenn eine bestimmte Tageslänge unterschritten wird. Deswegen blüht sie bei uns erst ab August, wenn die Tage schon merklich kürzer geworden sind – bis zum November. Bei Temperaturen unter -5°C sterben die oberirdischen Teile ab. Die Sprossknollen in der Erde überwintern dort und halten Fröste bis -30°C. aus.
Die Knollen haben ungefähr die Größe von Kartoffeln. Sie besitzen – wie die Kartoffeln – mehrere „Augen“, aus denen im folgenden Frühjahr die neuen Sprosse auskeimen können. War die Pflanze einst sehr begehrt, hat sie gegenüber der Kartoffel wegen deren höheren Ernte-Erträgen an Boden verloren. Trotzdem wird sie noch angebaut – und bei uns vor allem als Spezialität verkauft. Zudem werden aus den Knollen viele Nahrungs-Ergänzungspräparate hergestellt.
Auch im Bereich der Jagd und im Forst spielt Topinambur eine Rolle. Vielerorts legen Jäger im Wald oder in Waldnähe Topinambur-Felder an. Hier ist ein Beispiel einer solchen Kultur zwischen zwei Waldstücken. Der Grund für solche Anpflanzungen ist: Zum einen bieten die Pflanzen gute Deckung für viele Tiere – zum anderen sollen sich diese von den Knollen ernähren. Dadurch – so hoffen die Jäger und auch Forstleute – können auf diese Weise Verbissschäden im Wald deutlich verringert werden. Tatsächlich machen sich verschiedene Wildtiere – vor allem Wildschweine -über die Knollen her. Damit die Tiere die Knollen auch entdecken, wird oft ein Randbereich so bearbeitet, dass diese offen liegen. Allerdings sollten solche Flächen unter Kontrolle bleiben um zu verhindern, dass die stark wachsenden Topinambur-Pflanzen zum Problem für einheimische Pflanzen werden.