Viele Raupen sind auf Brennnesseln angewiesen

In unserer Kultur-Landschaft scheint es kaum noch Platz für Brennnesseln zu geben. Sobald sich eine Ansammlung davon am Wegesrand bildet, wird sie gemäht. Viele finden einen solchen Anblick als störend, unordentlich und unsauber. Dabei verbirgt sich an solchen Stellen oft mehr Leben als in einem hunderte Quadratmeter großen sorgfältig gepflegten und „unkrautfreiem“ Rasen um das Haus. Die Zeiten, in denen Brennnesseln hochwillkommen waren – und der Mensch noch vieles mit ihnen anzufangen wusste, sind offenbar leider vorbei.

Große Brennnessel-Bestände finden sich an Wegrändern, Waldrändern, in Wäldern oder entlang von Feldern. Dabei ist sie für viele Tierarten – unter anderem für weit mehr als 20 Schmetterlingsarten – eine Lebensgrundlage für den Nachwuchs. Darunter sind Schmetterlingsraupen, die sich ohne Brennnesseln nicht zum fertigen Schmetterling entwickeln können. Dazu gehören auch die Raupen des Tagpfauenauges, eines Schmetterlings, der vielen von uns bekannt ist, und den wir eigentlich bei uns nicht vermissen wollen.

Am Gespinst hängen noch die Reste der gehäuteten Raupen des Tagpfauenauges

Junge Raupen, die sich gerade gehäutet haben und aus dem Gespinst herausgekommen sind. Man kann auch die unterschiedliche Färbung der Raupen erkennen.

Zwar kommt der erwachsene Falter mit unseren Umweltbedingungen gut zurecht, weil er wenig spezialisiert ist und auf eine große Zahl von Futterpflanzen zurückgreifen kann, doch als Raupe braucht er für seine Entwicklung unbedingt die Brennesseln. Und die müssen so lange stehen bleiben, bis er sich mehrmals gehäutet hat. Und dann verpuppt er sich. Bis der fertige Schmetterling dann schlüpft, können mehr als 6 Wochen vergehen. eine recht lange Zeit also, in denen die Bestände stehen bleiben sollten …..

Die Bilder zeigen fast erwachsene Raupen des Tagpfauenauges. Sie sind schwarz mit weißen Punkten – und sie besitzen dornige Fortsätze. Anfangs leben sie noch in großen Gruppen, wenn sie nach mehreren Häutungen ihre Endgröße erreicht haben, gehen sie einzeln auf Futtersuche und suchen sich einen geeigneten Platz zum Verpuppen.

Das Umweltamt der Gemeinde Kraichtal stellt deswegen ehrenamtlichen Helfern und Naturschützern solche Schilder zur Verfügung, die darauf hinweisen, dass hier Pflanzen wachsen, die für andere schützenswerte Lebewesen (z.B. Schmetterlinge oder Wildbienen) wichtig sind. Es wäre toll, wenn diese Hinweise auch überall beachtet würden.

Zu den „Brennnessel-Faltern“, also den Faltern, die während ihrer Entwicklung unbedingt Brennnesseln brauchen,  gehört neben dem Tagpfauenauge auch der Kleine Fuchs, das Landkärtchen, der C-Falter und der Admiral. Darüber hinaus nutzen auch zahlreiche andere Arten die Brennnessel als Futterpflanze für ihre Raupen.

 

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4 Comments

  1. Sehr geehrte Damen und Herren!

    Ich finde Ihren Beitrag über die Brennessel sehr interessant. Mich würde nun aber noch interessieren wielange im Frühjahr die Brennesselstengel stehen gelassen werden sollten, damit die Schmetteringspuppen nicht entfernt werden.

    MfG
    Cornelia Widerin

  2. Ich finde diese Internetseite super!
    Wie kann ich solche Schilder zum Aufstellen bekommen: wo, wie, Kosten, …?

    Vielen Dank für Ihr Engagement!

    • Hallo Frau Rudolf,
      vielen Dank für Ihren Kommentar! Die Schilder wurden in Eigen-Regie vom Umweltamt der Gemeinde Kraichtal angefertigt – und an den entsprechenden Stellen aufgestellt. Sie sollten sich also an die Gemeindeverwaltung der Stadt Kraichtal (Umweltamt) wenden. Dort kann man Ihnen sicher weiterhelfen!

      Herzliche Grüße – und viel Erfolg!
      Peter Weickgenannt

  3. Vielen Dank für die Info. Wir „pflegen“ einen großen Naturgarten und haben u.a. ein großes Brennessel-Feld in der Nähe vom Kompost – seit Jahren. In unserem Garten wohnen viele Tiere, was uns eine große Freude ist. Die Luft ist voller „Gesang“: es summt, brummt, zirpt …! Fast ein Paradies.
    Eine Frage: Könnten Sie mir den Brennesseltext mailen. Ich mache u.a. auch Kräuter- und Heilpflanzenwanderungen und ich finde Ihren Text so gelungen. Danke. Herzliche Grüße nach Baden Württemberg aus Mittelfranken. Ingrid M. Rudolf

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