Sie brauchen unsere Hilfe: Wildbienen & Co

Sie brauchen unsere Hilfe: Wildbienen & Co

Wenn von Bienen die Rede ist, verstehen viele Menschen unter diesem Begriff vor allem die Honigbienen, welche seit Jahrhunderten vom Menschen domestiziert und als Honigproduzenten genutzt werden. Honigbienen sind also im übertragenen Sinn „Haus- und Nutztiere“. Tatsächlich spielen sie eine große Rolle bei der Bestäubung von Blütenpflanzen. Leider werden dabei oft die Wildbienen vergessen, weil sie meist keine Staaten bilden – und deswegen recht unauffällig sind. Dabei gibt es bei uns mehrere Hundert Arten von Wildbienen, die bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen eine viel bedeutendere Rolle als die Honigbienen spielen. Sie haben ein breiteres Nahrungsspektrum und können oft schon bei Temperaturen ihre Bestäubungs- und Sammelflüge unternehmen, wenn es für die Honigbienen noch viel zu kalt oder zu regnerisch ist. Doch diese Artenvielfalt ist bedroht: Die Wildbienen brauchen Orte, wo sie ihre Eier ablegen können – und wo sich die Brut entwickeln kann. Dies sind vor allem die bei uns so typischen Lehmsteilwände, offene Bodenstellen sowie Feldraine. Aber auch Streuobstwiesen, die in früheren Jahrzehnten die Dörfer und Siedlungen mit einem breiten Gürtel umgeben haben und heute vielfach verschwunden sind, spielen eine wichtige Rolle. Streuobstwiesen sind sehr pflegebdeürftig und erfordern das ganze Jahr über ständigen Arbeitseinsatz. Dies ist zum Teil schwere körperliche und zeitaufwändige Arbeit. Die alten Hochstämme in diesen Standorten sind es vor allem, die mit ihren zahlreichen Ritzen, Astlöchern, Bohrlöchern von Insekten oder Nisthöhlen von Vögeln  den Wildbienen ideale  Möglichkeiten bieten, um dort ihre Eier abzulegen und damit für den Fortbestand ihrer Art zu sorgen.  Und deswegen ein großer Dank an alle Obstwiesen-Besitzer und Bauern, welche noch Obstwiesen anlegen, pflegen und bewirtschaften. Zudem tragen sie dadurch auch bei, dass zahlreiche alte Apfel- und andere Obstsorten – die es in den Supermarkt-Regalen nicht gibt – erhalten bleiben. Ein weiterer Grund für die Gefährdung der Wildbienen ist die Tatsache, dass unsere heutigen Dörfer mit den modernen Bauten kaum noch geeignete Nistmöglichkeiten für die Wildbienen bieten. Und dass Wildbienen auch in unseren Dörfern und Gärten nach Möglichkeiten suchen, ihre Eier unterzubringen, zeigen uns zahlreiche Beispiele, wo  die Gummistopper der Fensterrolläden mit Lehm gefüllt – und als Ablegeorte für ihre Brut genutzt werden.

Wozu Nisthilfen für Wildbienen und andere Insekten gut sind ….

Mit solchen Hilfen kann man es den Wildbienen ermöglichen, ihre Eier abzulegen. Dieses „Insekten-Hotel“ wurde von Kraichtaler Naturfreunden angelegt und in einer Magerwiese bei einem Weinberg aufgestellt. Dass es auf dieser – vorbildlich extensiv bewirtschafteten kleinen Wiese – noch genügend Blütenpflanzen gibt, ist hier besonders hilfreich. Die verschiedenen  Insektenarten benötigen unterschiedliche Lochweiten in den Nisthilfen.  Falls sie diese in den angebotenen Nisthilfen nicht vorfinden, können sie aber auch in den Lehmfüllungen ihre Brutkammern so bohren, wie sie das brauchen. So konnten in diesem Insekten-Hotel schon mehrfach zahlreiche Schornsteinwespen ihre Brutzellen erfolgreich anlegen. Für die hölzernen Nisthilfen sollten aber nur Harthölzer verwendet werden. Hölzer, die Harz enthalten, sind nicht geeignet. Aber auch hohle Pflanzenstängel oder Holunderästchen bieten sich an:  Hier können die Wildbienen leicht das Mark entfernen und dann ihre Eier ablegen. Auch gelochte Backsteine, hohle Pflanzenstängel oder  „Insektenhotels“ aus dem Fachhandel werden von den Wildbienen meist gerne angenommen. Aber auch Totholz im eigenen Garten kann den Wildbienen tolle Brutmöglichkeiten bieten. Jedes Frühjahr ist dann an diesen Nisthilfen mehrere Tage lang ein Spektakel geboten, wenn es dort zu massenhaften Paarungen der Mauerbienen kommt. Da diese Nistangebote von zahlreichen Insektenarten angenommen werden, leisten sie nicht nur einen Beitrag zur Bestäubung der Kulturpflanzen – sondern auch eine wichtige Hilfe bei der biologischen Schädlingsbekämpfung.

Entwicklung der Wildbienen

Die meisten Wildbienen leben nicht in Staaten sondern  einzeln. Lediglich bei der Paarung kommt es zu Kontakten zwischen weiblichen Bienen und Drohnen. Nachdem im Frühjahr die jungen Bienen aus ihrer Brutkammer gekommen sind, werden sie schon von den Männchen erwartet. Nach der Paarung beginnen sie sofort mit der Fertigstellung der Brutkammer und Eiablage. Dabei nutzen sie – je nach Art alle möglichen Hohlräume als Brutkammer. In diese wird vor allem Pollen und oft auch etwas Nektar eingetragen. Dann wird ein Ei gelegt und dieser Abschnitt der Kammer mit einer Wand – oft aus Lehm – verschlossen. Diese Wand ist zugleich Rückwand der nächsten Zelle. .Dies wiederholt sich, bis die gesamte Brutkammer mit Nahrungsvorräten und jeweils einer Eizelle gefüllt ist. Die letzten Zellen der Brutkammer werden mit unbefruchteten Eiern, aus dehnen Drohnen schlüpfen werden, versehen. Dann wird die Brutkammer mit Lehm verschlossen. In den einzelnen Zellen findet nun die Entwicklung der Bienen vom Ei bis zum fertigen Insekt statt. Bei den Mauerbienen ist diese Entwicklung dann meist im August schon abgeschlossen. Die fertig entwickelten Bienen harren dann in ihrer Zelle bis zum nächsten Frühjahr aus. Dann nagen sie sich durch die Trennwand und gelangen ins Freie. Da die unbefruchteten Eier, aus denen die Drohnen schlüpfen, zuletzt angelegt wurden, sind die Drohnen die ersten, welche sich durch die abschließende Trennwand nagen. Damit machen sie den Weibchen, die einige Tage später erscheinen, den Weg frei. Beim Verlassen der Brutröhre werden die Weibchen dann sofort von den Männchen empfangen. Dann verpaaren sie sich – und der Kreislauf beginnt erneut.

Das kurze Video zeigt eine Nisthilfe für Wildbienen. In dem Holzblock sind zahlreiche Löcher mit unterschiedlichem Durchmesser gebohrt. Zahlreiche Bohrlöcher sind bereits mit Lehm verschlossen. Das bedeutet, dass diese Brutröhren mit neuen Eiern und dem nötigen Futter gefüllt sind. Im Video sieht man, wie eine Mauerbiene aus der Brutröhre herauskommt. Danach  dreht sie sich um und kriecht rückwärts in die Brutröhre zurück. Dabei sieht man den durch die mitgebrachten Pollen gelb gefärbte Unterseite des Hinterleibs. Im Unterschied zu den Honigbienen sammelt diese Art der Mauerbienen den Pollen nicht an den Beinen – sondern an ihrer Unterseite mit der sogenannten „Bauchbürste“. Wenn sie jetzt also rückwärts hineinkriecht, dann geht sie bis zum bisher eingetragenen Pollenvorrat und bürstet dort den Pollenvorrat aus. Ist genügend Futter in der Zelle, legt sie ein Ei direkt auf dem Pollenpaket ab. Dann verschließt sie die Zelle und beginnt mit der Füllung der nächsten Zelle, in die wieder ein Ei gelegt wird. Auch diese Zelle mauert sie mit Lehm zu – und beginnt wieder mit dem Futtereintrag. Dann legt sie wieder ein Ei – und errichtet  eine Trennwand, welche die Rückwand der neuen Brutkammer ergibt. Dies wiederholt sich, bis die Brutröhre gefüllt ist. Und dann verschließt sie die Brutröhre endgültig. Jede Mauerbiene füllt also jeweils eine Brutröhre mit mehreren pollengefüllten Zellen.

 

 

In diesem Blog gibt es schon einen Beitrag zur „Schornsteinwespe“. Mehr erfahren

Beitrag vorher Das sieht sogar fast wie eine "Kolkraben-Verlobung" aus
Beitrag nachher Ein Frühjahresblüher im Kraichtal: Gold-Hahnenfuß

Schreiben Sie einen Kommentar