Eine Verwechslung kann tödlich sein: Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose

Eine Verwechslung kann tödlich enden: Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose

Aktuelle Meldungen in den Medien berichten, dass es in diesen Tagen zu schweren Vergiftungen mit Todesfolge gekommen ist, weil Bärlauch mit der Herbstzeitlose verwechselt wurde. Gerade jetzt in der CORONA-Pandemie treibt es viele Menschen in die Natur. Weil oft die nötige Sachkenntnis fehlt, kann es beim Sammeln von Wildkräutern zu schweren Vergiftungen oder sogar zu Todesflällen kommen, wie dies bei einem Mann aus München, der sich eine Bärlauch-Soße zubereitet hatte, geschehen ist. Obwohl er nur wenig gegessen hatte, konnte ihm auch in der Klinik nicht mehr geholfen werden.  Wie sich herausstellte, enthielt die Soße Herbstzeitlose. Zwar gibt es in meinem BLOG schon mehrere Beiträge zu diesem Thema, doch möchte ich jetzt nochmals auf die Problematik hinweisen und Tipps geben, wie man Verwechslungen dieser drei Pflanzenarten vermeiden kann.

Über allem steht aber der wichtigste Grundsatz: Nur das sammeln, was man wirklich genau kennt!

Wie man Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen sicher unterscheiden kann:

Wenn man den Bärlauch mit den hochgiftigen Pflanzen wie Herbstzeitlose und Maiglöckchen  betrachtet, sehen alle drei auf den ersten Blick ähnlich aus. Aber dann kann man – wenn man etwas genauer hinschaut – die wichtigen  Unterschiede entdecken:

A: Erscheinungsbild der Pflanzen (aktuelle Aufnahmen Anfang Mai)

Bärlauch
Herbstzeitlose
Maiglöckchen

Wenn man den Bärlauch mit den hochgiftigen Pflanzen wie Herbstzeitlose und Maiglöckchen  betrachtet, sehen alle drei auf den ersten Blick ähnlich aus. Aber schon jetzt kann man – wenn man etwas genauer hinschaut – einen wesentlichen Unterschied entdecken: Beim Bärlauch hat jedes Blatt und jede Blüte einen eigenen Stiel. Eine Bärlauch-Pflanze kann eine Vielzahl von Blättern und Blüten hervorbringen, die alle gestielt sind.

Die Blätter der Herbstzeitlose haben keinen Stiel. Die Blätter entwickeln eine gemeinsame Blattrosette, in welcher sich im Frühsommer eine Kapselfrucht entwickelt. Erst im Herbst – etwa ab September – sind die Blätter verschwunden und die Blüte erscheint. Das Erscheinungsbild erinnert etwas an den Gartenlauch, mit dem die Herbstzeitlose verwandt ist.

Maiglöckchen haben zwei bis drei Laubblätter, welche direkt aus dem Rhizom, dem Überwinterungsorgan des Maiglöckchens,  entspringen. Die Blätter  bilden einen gemeinsamen Scheinstängel aus. Aus diesem kommt dann später der Blütenstiel hervor. Die Blütezeit erstreckt sich von Ende April bis Juni. Bei den Maiglöckchen findet man immer nur zwei bis drei stiellose Laubblätter.

B: Blüten im Frühjahr:

Wenn Bärlauch und Maiglöckchen blühen, sind sie wohl kaum miteinander zu verwechseln. Beide Pflanzen bilden Blütenstände aus. Bärlauch-Blütenstände erinnern an eine Dolde; die Bärlauchblüten öffnen sich sternförmig, während die traubenartigen Maiglöckchen-Blütenstände aus breiten, schneeweißen Blütenglöckchen zusammengesetzt sind.

Bärlauch

 

Die Herbstzeitlose entwickelt im Frühjahr keine Blüten.  Dies ist ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den anderen beiden Pflanzen. Und wenn sie im Herbst dann blüht, sind ihre Blätter verschwunden.

Wenn bei einer Pflanze ab Mitte April noch keine Blütenstiele oder Blüten zu finden sind,  dann kann es sich bei dieser Pflanze auch nicht um Bärlauch handeln.

Maiglöckchen

C: Form und Geruch der Blätter:

Die drei Pflanzen haben unterschiedlich geformte Blätter. Darüber hinaus riechen nur die Blätter des Bärlauchs nach Knoblauch.

Blätter breit oval; zart; starker Knoblauchgeruch beim Zerreiben
Blätter länglich oval, fleischig fest; kein Knoblauchgeruch beim Zerreiben
Blätter breit oval; zart; kein Knoblauchgeruch beim Zerreiben

Die Sache mit dem Knoblauchgeruch

Zwar stimmt es, dass Bärlauch intensiv nach Knoblauch riecht, doch ist dies für die Sammel-Praxis kein verlässliches Unterscheidungsmerkmal. Wenn man ein- oder zweimal Bärlauchblätter zerrieben hat um den Geruch festzustellen, dann werden alle weiteren Pflanzen durch den an den Händen anhaftenden starken Knoblauchgeruch auch intensiv nach Knoblauch riechen. Deswegen sollten man unbedingt auf die weiteren Unterscheidungsmerkmale wie Blattform, die Blattbeschaffenheit oder das Vorhandensein von Blütenstielen oder  auf die  Blütenform achten.

Weitere Sicherheits-Tipps für das Sammeln

Derzeit gibt es im Kraichtal – und sicher auch in anderen Gegenden – große Vorkommen von Bärlauch. An manchen Orten finden sich tatsächlich ganze Bärlauch-Pflanzenteppiche. Und gerade hier lauert die Gefahr, dass die Pflanzen  auch relativ großflächig abgeerntet werden. Und das ist rikant. Wie auf dem Bild zu sehen ist, befindet sich im Vordergrund ein Exemplar eines Aronstabes, einer Giftpflanze, die man auch nicht unbedingt sammeln sollte. Deswegen mein Tipp: Jede Pflanze einzeln sammeln und auf ihre Merkmale hin überprüfen. So sollte man alle Pflanzen ohne Blattstiele oder mit einer anderen Form unbedingt stehen lassen. Noch sicherer ist man, wenn man den Bärlauch etwas später sammelt – nämlich dann, wenn er bereits Blütenstiele oder Blüten ausgebildet hat.Ein weiterer Tipp: Nach dem Sammeln keinesfalls  die vorhandenen Blattstiele von den einzelnen Blättern entfernen! Nur dann ist eine Nachkontrolle zu Hause möglich. Darüber hinaus sollte man beachten, dass das Sammeln auf den privaten Gebrauch beschränkt ist – und dass man in einem Naturschutzgebiet, von denen es im Kraichtal einige gibt – keinen Bärlauch ernten darf.  Wer das Risiko scheut, aber auf Bärlauch nicht verzichten will, der kann sich in einer Gärtnerei einige Pflanzen besorgen – und diese im eigenen Garten anpflanzen. Dann hat man in jedem Fall jedes Jahr genug Bärlauch zur Verfügung – und ist auf der ganz sicheren Seite!  Eine weitere „ganz sichere Sache“ sind die Wochenmärkte oder der Handel, wo in der Bärlauchzeit entsprechende Angebote vorhanden sind! Und noch ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie erstmals Bärlauch sammeln wollen, dann schließen Sie sich doch erfahrenen PflanzenkennerInnen an.  Bei einer solchen Sammelrunde erwerben Sie sich dann selbst die nötige Fachkenntis!

Eine Bärlauch-Pflanze, die neben den Blättern schon Blütenstiele entwickelt hat,  in einem Kraichtaler Erlen-Bruchwald.  Auch in diesem Zustand ist Bärlauch noch gut verwendbar. Wer genau hinschaut, kann eigentlich nichts falsch machen.  Viel Spass beim Sammeln!

UND: BLEIBEN SIE GESUND!

Es gibt im BLOG noch weitere Beiträge zu diesem Thema: mehr erfahren

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