Ein Waldkauz braucht Hilfe … und er bekommt sie auch!

Ein Waldkauz braucht Hilfe ... und er bekommt sie auch!

Es gibt viele Beispiele, wo in Not geratenen Tieren – aus welchen Gründen auch immer – nicht geholfen wird. Glücklicherweise gibt es aber auch Gegenbeispiele wie in diesem Fall: Eine Frau sieht einen Waldkauz am Rand einer befahrenen Straße, der offenbar nicht mehr in der Lage ist zu fliegen. Er kann lediglich noch kleinere Sprünge machen.  Und sie greift ein. Sie fängt den Kauz ein und steckt ihn in einen kleinen Transportkäfig. Dann wird er  zu einem Bekannten gefahren, der nicht nur ein ausgezeichneter Vogelkenner und engagierter Naturfreund ist – sondern auch in der Haltung von Vögeln, besonders aber in der Haltung von Eulen sehr erfahren ist. Wie es der Zufall will, bin ich gerade vor Ort, als der Waldkauz zu ihm gebracht wird.  Herrn Kempf kenne ich schon seit einiger Zeit. Er hat mir schon viele wertvolle Tipps gegeben, wenn er besondere Beobachtungen von Tieren und Pflanzen im Kraichtal gemacht hat. Einige Beiträge in meinem BLOG wären ohne seine Tipps nicht entstanden.

Sofort wird die Eule aus der Transportbox geholt und gründlich nach Verletzungen untersucht. Bestand doch der Verdacht, dass der Waldkauz von einem Fahrzeug angefahren wurde. Der Kauz machte einen etwas apathischen Eindruck. Offenbar war er geschwächt, weil er nicht fliegen – und damit auch nicht jagen konnte.

Die anschließende Untersuchung der Flügel ergab, dass hier keine Verletzung vorlag. Allerdings waren große Teile des Gefieders mit Klettfrüchten „verklebt“.  Offenbar war er bei der Jagd – wahrscheinlich in einem Zwischenfruchtfeld oder einer Unkrautflur –  mit den Klettfrüchten in Berührung gekommen. Dies hatte dann auch seine Flugunfähigkeit verursacht und er musste auf dem Boden bleiben und konnte nicht mehr jagen.

Dann wurden natürlich die gröbsten Teile der Klettfrüchte ausgezupft und der Waldkauz anschließend wieder in seine Transportkiste gebracht. Natürlich bekam er auch Futter.  Dass er alles fraß, gibt Grund zur Hoffnung, dass der Waldkauz seinen wahrscheinlichen „Jagdunfall“ gut überstehen wird.

Übrigens: Der Grund, weswegen Herr Kempf einen Handschuh trägt, ist nicht der Schnabel des Waldkauzes sondern seine mit Krallen versehenen kräftigen Fänge.

In der Kiste durfte er sich dann vom „Stress“ erholen. Ein paar Stunden später wurde er dann von seinen „Findern“ in die Greifvogel-Auffangstation nach Karlsdorf-Neuthard gebracht. Hier werden Greifvögel in Not medizinisch versorgt und anschließend ausgewildert. Dieser Waldkauz hat also mehrfach Glück gehabt: Die Finderin hat nicht weggeschaut sondern gehandelt;  die Erstversorgung bei einem ausgesprochenen Tierfreund und Vogelkenner war ein weiterer Glücksfall – und die „Einlieferung in die Auffangstation für Greifvögel“, wo der Kauz nochmals medizinisch untersucht, aufgepäppelt und dann ausgewildert werden wird, war seine endgültige  Lebensversicherung.

Wenn man den Waldkauz anschaut, könnte man meinen, dass er das alles auch weiß – und dass er von ganzem Herzen „DANKE“ sagt!

Zum gleichen Thema gibt es in diesem BLOG noch einen Beitrag ( mehr erfahren )

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2 Comments

  1. Klettfrüchte als Zwischenfrucht? Was kann das denn sein, ich hab da keine Idee!

    Wir haben vor einigen Jahren eine flugunfähige Schwalbe gefunden, eine Schwanz- war mit einer Flugfeder so stark verklebt, daß wir sie nur mit einem kleinen Seitenschneider auseinanderbekommen habe. Bis heute frage ich mich, was da so heftig geklebt haben kann, zumal nichts zu sehen war:

    • Hallo Fjonka,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. In vielen Zwischenkulturen, aber auch in Unkrautfluren gibt es Pflanzen, welche tatsächlich Klettfrüchte entwickeln. Unter Klettfrüchten versteht man samenhaltige Früchte, welche klettenartige Gebilde besitzen, damit sie am Fell oder auch am Gefieder eines Tieres haften bleiben. Dadurch werden die Samen der Pflanze verbreitet. Kletten-Labkraut, Disteln, Kletten, Odermennig, Nelkenwurz, aber auch einige Gräser haben solche Früchte und Fruchtkapseln entwickelt. Im Herbst können viele Hundebesitzer, die mit ihrem Hund im Grünen waren, solche Erfahrungen machen.

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