Eine „Super-Tankstelle“ für viele Insekten: Dost oder „Wilder Majoran“
Eine "Super-Tankstelle" für viele Insekten: Dost oder "Wilder Majoran"
Der „Gewöhnliche Dost“ oder „Wilde Majoran“ ist eine Pflanze aus der artenreichen Familie der Lippenblütengewächse. Er kommt bei uns im Kraichtal sehr häufig vor. Man findet ihn überall dort, wo es warm und sonnig ist: Trocken- und Magerrasen, Wegränder, Weinberge, Gebüschsäume und Waldränder sind häufige Standorte. Ursprünglich stammt er aus dem Mittelmeerraum, ist aber bei uns schon seit Jahrhunderten heimisch. Er findet bei uns als Gewürz- aber auch noch als Heilpflanze Verwendung, wobei die Verwendung in der Küche vor allem in Südeuropa und rund um das Mittelmeer eine sehr große Rolle spielt. Bei uns blüht er – je nach Witterung – von Ende Juni bis Ende September.
Der Gewöhnliche Dost bildet unterirdische Ausläufer aus. Deswegen entstehen dichte Pflanzenpolster, wenn man ihn wachsen lässt. Er wird mehr als 50 cm hoch und hat wegen seiner ätherischen Öle einen aromatischen Geruch. Wie alle Lippenblütengewächse hat er gegenständige Blätter und einen vierkantigen Stängel, der beim Gewöhnlichen Dost meist rot überlaufen ist.
Wie die meisten Lippenblütengewächse haben die einzelnen Blüten eine deutliche Ober- und Unterlippe. In den Blüten befinden sich jeweils 4 Staubblätter, wovon die beiden längeren aus der Blüte herausschauen. Der Dost hat eine große Bedeutung als Futterpflanze für die verschiedensten Insektenarten. Mit einem Zuckergehalt von über 75% hat er ein wirkliches „SUPER“-Kraftstoff-Angebot für Insekten. Deswegen wird er auch von so vielen Insektenarten besucht.
Wichtige Bestäuber sind Honigbienen, aber auch viele verschiedene Wildbienen-Arten, wie sie hier auf den beiden Bildern zu sehen sind. Es gibt bei uns mehrere Hundert Wildbienen-Arten, von denen viele so klein sind, dass sie oft übersehen werden. Auch die Wildbienen dieser Art sind nur wenige Millimeter groß.
Auch Schmetterlinge besuchen häufig den Dost. Wie hier auf den Bildern dargestellt sind es links das „Kleine Wiesenvögelchen“ und rechts ein „Eulenfalter“. Jetzt im August besuchen weitere Tag- und Nachtfalter die Blüten des Dosts.
Fliegen, Wespen, Ameisen, aber vor allem Schwebfliegen kann man sehr häufig am Dost beobachten. Vor allem die Schwebfliegen, von denen es bei uns über 400 Arten gibt, sind häufige Besucher. Diese beiden – auffällig gemusterten Schwebfliegen – links die Mistbiene – und rechts die Sumpf-Schwebfliege – sind im August relativ häufig auf Dost zu beobachten.
Auch andere Insektenarten – wie diese Raupenfliege – besuchen zur Zeit häufig die Blütenstände des Dosts oder des „Wilden Majorans“.
Dost-Vorkommen wie hier am Rande eines Wirtschaftsweges in einer Rebanlage im Kraichtal sind erfreuliche Anblicke. Während jetzt im August viele Felder abgeerntet, Wiesen gemäht sind – und nur noch wenige Blütenpflanzen für die Insekten zur Verfügung stehen – haben solche Standorte eine sehr hohe Bedeutung. Würden auch diese jetzt gemäht, dann würde für viele Insekten die Nahrungsgrundlage entfallen. Und gerade, weil man heute weiß, dass die Wildbienen eine sehr bedeutende Rolle bei der Bestäubung unserer Obstbäume und Kulturpflanzen haben, sollte man eigentlich daran interessiert sein, solche Standorte auch zu erhalten.