Wie man die rotblühenden Taubnesseln unterscheiden kann

Wie man die rotblühenden Taubnesseln unterscheiden kann

Es ist Anfang Februar. Die ersten Frühblüher sind schon da: Gänseblümchen, Stinkende Nieswurz, Hasel und hier und da auch schon die Erlen. Und bald erscheinen auch schon die ersten rotblühenden Taubnesseln. Es gibt bei uns im Kraichtal vor allem drei  rotblühende Arten:  Rote Taubnessel, Gefleckte Taubnessel und die Stängelumfassende Taubnessel. Auf den ersten Blick sehen alle gleich aus, doch wenn man genauer hinsieht, dann entdeckt man einige wichtige Unterschiede:

Aussehen, Blütezeit, Standort:

Die Rote Taubnessel blüht im Kraichtal zuerst. Man findet sie an Ackerrändern, in Weinbergen und anderen sonnigen Lagen. Sie blüht eigentlich in mehreren Generationen vom frühen Frühjahr bis oft in den Winter hinein. Dabei liebt sie lockere, nährstoffreiche Böden. Meist tritt sie in großen Beständen auf. Die Blüten befinden sich vor allem im oberen Teil des Blütenstiels, die jungen Blätter an der Spitze sind anfangs noch purpurfarbig gefärbt.

Die Gefleckte Taubnessel blüht bei uns erst Ende März/Anfang April. Man findet sie an Wegrändern an feuchten Gebüschsäumen, an Mauern, entlang von Gräben und in Unkrautfluren. Bei uns im Kraichtal kann man die Pflanze auch im Winter entdecken, weil sie bei uns oft „wintergrün“ ist. Die Gefleckte Taubnessel kann doppelt so groß werden wie die Rote Taubnessel – und auch die Blätter sind deutlich größer. Auch hier befinden sich die Blüten am oberen Teil des Stängels.

Die Stängelumfassende Taubnessel blüht von März bis Mai – und dann nocheinmal im Herbst von September bis Oktober. Im Gegensatz zu den anderen beiden Taubnessel-Arten bildet sie keine großen Bestände. In milden Wintern blüht sie manchmal auch bei uns. Die Stängelumfassende Taubnessel ist eine einjährige Pflanze und wird oft nur 20 cm hoch. Auch sie findet man an den gleichen Standorten wie die anderen beiden Taubnessel-Arten.

Blüte:

Weil die Blüten der Lippenblütengewächse von der Seite wie ein geöffneter Mund mit Ober- und Unterlippe aussehen, nennt man alle Pflanzen dieser Pflanzenfamilie Lippenblütengewächse. Für die Unterscheidung der drei Arten sind sowohl das Aussehen als auch die Form der Blüten und Blätter wichtige Unterscheidungsmerkmale.

Bei der Roten Taubnessel kommen die Blütenkronröhren gerade aus dem Kelch. Sie biegen sich nicht nach oben. Deswegen überragen die Blüten oft die Blätter an der Seite und der Spitze der Pflanze. Die Unterlippe ist kaum gefleckt. Da die Rote Taubnessel so früh blüht, ist sie eine wichtige und bedeutende Nahrungsquelle für Hummeln und andere Insekten.

Die Blütenkronen der Gefleckten Taubnessel krümmen sich nach oben und bleiben nicht gerade. Dies sieht man vor allem bei dem oberen Bütenpaar. Ein weiterer wichtiger Unterschied zur Roten Taubnessel ist die deutlich gefleckte Unterlippe. Die Flecken zeigen den Insekten den Weg zum Pollen und zum Nektar.

Auch bei der Stängelumfassenden Taubnessel krümmen sich die Blütenkronröhren  nicht nach oben; sie kommen gerade aus dem Kelch. Die Blüten sind recht zierlich; die Unterlippe ist kaum gefleckt. Auch die Stängelumfassende Taubnessel spielt eine wichtige Rolle als Nahrungspflanze für die verschiedensten Insekten.

Blätter:

Alle Lippenblütengewächse haben gegenständige Blätter: Das heißt, die Blätter stehen sich am Stängel gegenüber. Da die Blätter in jedem Stockwerk um 90 Grad gedreht sind, bilden die Blätter – wenn man die Pflanze von oben betrachtet – ein Kreuz. Deswegen nennt man diese Blattstellung „kreuzweise gegenständig“. Bei den Taubnesseln sind die Größe und die Blattform ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Weil sie den Brennnesselblättern sehr ähnlich sehen, aber keine Nesselorgane haben, nennt man diese Pflanzen „Taub-Nesseln“, weil sie nicht brennen. Die Taubnesseln sind nicht mit den Brennnesseln verwandt.

Die Blätter der Roten Taubnessel sehen wie kleine Brennnesselblätter aus. Die oberen, jungen Blätter sind purpurfarbig überlaufen. Später werden sie auch grün.

Die Blätter der Gefleckten Taubnessel sind fast so groß wie die Blätter der Großen Brennnessel und sehen ähnlich aus. Auch hier sind die jungen Blätter an der Spitze anfänglich purpurrot.

Die Blätter der Stängelumfassenden Taubnessel sind nicht brennnesselartig geformt. Sie sind nierenförmig und umfassen den Stängel zur Hälfte. Da auch sie gegenständig sind, umfassen sie zusammen den ganzen Stängel.

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