Wie das Acker-Stiefmütterchen zu seinem Namen kam:

Wie das Acker-Stiefmütterchen zu seinem Namen kam:

Das Acker-Stiefmütterchen wächst an Feldrändern, auf Äckern aber auch in Unkrautfluren, dort, wo es trockener und nährstoffreich ist. Es kann bis zu 20 cm hoch werden und gehört zur Familie der Veilchengewächse. Bei uns im Kraichtal bildet das Acker-Stiefmütterchen nur selten größere Bestände an einem Standort. Die Pflanze bildet keine Ausläufer sondern lange Wurzeln.  Im Gegensatz zu den meisten einheimischen Veilchenarten ist die Pflanze aber meist nur einjährig. Normalerweise blüht das Acker-Stiefmütterchen von April bis in den Oktober hinein.

Die „Fünfzähligkeit“ spielt beim Ackerstiefmütterchen eine große Rolle: Die Laubblätter haben jeweils 5 Einkerbungen, die Blüten haben 5 Blütenblätter und 5 Kelchblätter.

Das Acker-Stiefmütterchen ist im Kraichtal sehr verbreitet, obwohl es oft übersehen wird. Dies liegt daran, dass es sehr klein ist. Die Blütenkrone kann zwar fast 3 cm lang werden, viele bleiben aber kleiner als 10 mm. Es gibt verschiedene Unterarten des Ackerstiefmütterchens, die sich in der Färbung der Blüte unterscheiden. Darüber hinaus ist es interessant, wie das Acker-Stiefmütterchen zu seinem Namen kam:

Zum volkstümlichen Namen „Acker-Stiefmütterchen“  kam das Pflänzchen, weil man vom Bau und Aussehen der  Blüte auf eine typische  Stiefmutter schloss, wie sie manchmal in den Märchen dargestellt wird. So wird jedes Blütenblatt der Stiefmutter, ihren eigenen Kindern und den angeheirateten Kindern zugeordnet. Diese Betrachtungsweise ist der Märchenwelt nachempfunden, wo in vielen Beispielen die Rolle der Stiefmutter ähnlich beschrieben wird (z.B. beim „Aschenputtel“):  Die beiden oberen Blütenblätter stellen die Stieftöchter mit ihrem schlichten Kleid dar; die beiden seitlichen Blütenblätter sind ihre leiblichen Töchter (sie tragen ein gemustertes Kleid) – und das untere große Blatt stellt die Stiefmutter mit ihrem prachtvollen Festkleid dar. Auch die Lage der 5 Kelchblätter und der zugehörigen Blütenblätter wird einbezogen. Die 5 Kelchblätter werden mit „Stühlen“ verglichen, auf denen Mutter und die Mädchen sitzen dürfen: Die Stiefschwestern müssen  sich  einen „Stuhl“ (ein Kelchblatt) teilen, während jede der eigenen Töchter  auf einem eigenen „Stuhl“ (je 1 Kelchblatt) sitzen darf, Die „Stiefmutter“ dagegen beansprucht zwei „Stühle“ (Kelchblätter) für sich.

Über diese Art der Namensgebung mag man heute zwar schmunzeln; doch spricht dies für eine sehr hohe Wertschätzung der Pflanze. Wenn man einen solchen Namen vergibt, muss man in jedem Fall die Pflanze vorher genau betrachtet und untersucht haben – um sie dann in den entsprechenden Zusammenhang zu bringen. Diese Wertschätzung erfahren viele Dinge in der Natur heute bei uns leider nicht mehr. In einer Zeit, wo man Lebewesen meist nur nach ihrem Nutzwert kategorisiert, taucht das Acker-Stiefmütterchen oft nur als „Unkraut“ auf. Ich jedenfalls mag dieses kleine und wunderschöne Pflänzchen sehr und hoffe, dass es auch künftig Menschen gibt, die in ihm mehr als nur ein lästiges Unkraut sehen …..

Übrigens:  Die zahlreichen Formen der Gartenstiefmütterchen haben im Acker-Stiefmütterchen ihren Ursprung.

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