Was die Libellen zu solch fantastischen Fliegern macht:

Was die Libellen zu solch fantastischen Fliegern macht:

Wer  schon einmal Libellen im Flug beobachtet hat, ist sicher beeindruckt von der Perfektion ihres Fluges. Jetzt im August kann man vor allem an stehenden Gewässern Großlibellen wie die Große Königslibelle im Flug beobachten. Egal ob sie in Sachen Jagd, Paarung oder Überwachung des Reviers  unterwegs sind; die Fllugleistung ist einfach faszinierend.  Sie können bei einer Schlagfrequenz von ca. 30 Flügelschlägen/sec.  bis zu 50 km/h schnell werden,  extrem schnell beschleunigen, in alle Richtungen fliegen, plötzlich abbremsen, in der Luft stehen bleiben – und unvermittelt die Flugrichtung ändern. Woran liegt das eigentlich, dass die Libellen  das alles  können?

Eine Erklärung dafür liefert der Flugapparat: Er ist extrem gut an die Lebensweise der Libellen angepasst. In erster Linie sind es die sehr kräftigen Flugmuskeln und die extrem stabilen und ultraleichten Flügel der Libellen. So bringen die vier Flügel der großen Libellen zusammen gerade mal 1/100 Gramm auf die Wage. Diese Stabilität wird vor allem durch die besondere  Architektur der Flügeladerung  und ein spezielles Baumaterial erreicht. Dazu kommt, dass jeder Flügel durch ein eigenes Muskelpaar bewegt wird. So können beide Flügelpaare unabhängig voneinander bewegt – und darüber hinaus jeder Flügel – je nach Anforderung des aktuellen Fluges – einzeln angesteuert werden.  Die Bauweise der Flügel ermöglicht sogar eine tolle Flugleistung, wenn die Flügel beschädigt sind.

Wenn eine männliche Libelle im „Dauerflug“ das Gewässer nach Weibchen oder Rivalen absucht, ist dies eigentlich engergiesparend. Dann werden die Flügelpaare meist gegenläufig geschlagen.  Bei Gefahr werden alle Flügel gleichzeitig und synchron bewegt. Dies kostet zwar ziemlich viel Energie. Aber dadurch kann die Libelle auch sehr schnell an Höhe gewinnen, wenn zum Beispiel ein Frosch nach ihr springt.

Das Flug-Prinzip ist eigentlich bei allen Libellenarten – ob Groß- oder Kleinlibellen – gleich. Darüber hinaus gibt es artenspezifische Unterschiede, was das Flugvermögen und das Flugverhalten betrifft. Es gibt natürlich noch weitere Anpassungen an das Fliegen, das sich bei den einzelnen Arten unterscheiden kann.

Und das ist noch nicht alles: Viele Libellenarten haben an den Flügelrändern oder -enden einen farbigen Fleck. Diese vergößerten Zellen in den Flügeln können sie mit einer körpereigener Flüssigkeit füllen und so jeden einzelnen Flügel auf seine Flugeigenschaft hin trimmen. Diese Fähigkeiten der Libellen sind einfach bewundernswert.

Libellen jagen ihre Beute meist im Flug. Da genügt es nicht, dass man schnell fliegen kann; bei diesen Geschwindigkeiten ist es natürlich wichtig, dass auch das Sehvermögen optimal an die Bedingungen des Fluges angepasst ist. Und das ist bei den Libellen der Fall. Die beiden Augen sind aus bis zu 30 000 Einzelaugen zusammengesetzt. Damit können Libellen bis zu einer Entfernung von 50 m ihre Beute erkennen. Während wir Menschen 24 Bilder/sec. verarbeiten können, sind dies bei den Libellen bis zu 175 Bilder/sec. Zudem können sie ultraviolettes Licht wahrnehmen – und so auch in das Wasser sehen. Und dann sind da noch die drei dornenbewehrten, nach vorn gerichteten Beinpaare, mit denen sie die erbeuteten Insekten wie in einer Fangmaske festhalten und verzehren können. Und sie halten sich nicht nur an Gewässern auf. Oft gehen sie weit entfernt von den Gewässern auf Jagd. Trotzdem sind sie auf Wasser angewiesen, das sie während ihrer Entwicklung dringend brauchen. Mit jeder Trockenlegung von Feuchtgebieten gehen dann solch wichtige Lebensräume verloren. Hoffentlich gelingt es uns auch weiterhin, diese Lebensräume – und damit die fantastischen Flieger bei uns im Kraichtal zu behalten.

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Ein Kommentar

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    Georgia Killian Prevot

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