Männliche Listspinnen sind manchmal ganz schön (hinter)“listig“ …
Männliche Listspinnen sind manchmal ganz schön (hinter)"listig"
Wer sie beobachten will, muss schon etwas genauer hinsehen. Die Listspinne baut nämlich kein Fangnetz sondern ist eine Jagdspinne, die meist kopfunter auf Beute lauert. Dabei fängt sie vor allem Fliegen, Mücken, aber auch andere Spinnentiere. Oft beobachtet sie von ihrem „Ansitz“ aus die Umgebung. Bei einer verdächtigen Bewegung geht sie sofort in die Jagdstellung. Die Jagd läuft meist nach dem gleichen Schema ab: Lauern, Sprung, Umklammern, Biss, Abtransport der Beute, Fressen der Beute. Aber auch die Listspinne muss sehr aufpassen. Ihre Feinde sind tagsüber und auch nachts unterwegs, Wespen, Singvögel, Eidechsen, aber auch Fledermäuse und Kröten stellen ihr nach. Bei Gefahr verschwindet sie in der Vegetation.
Männliche Listspinnen sind meist dunkler gefärbt. Die Männchen überreichen den Weibchen ein „Brautgeschenk“ in Form eines gefangenen Insekts . Das Geschenk wird als fein säuberliches, weiß eingesponnenes Paket überreicht. Während das Weibchen am Geschenk frisst, nutzt das Männchen die Gelegenheit zur Paarung. Dieses Verhalten wird auch bei anderen Spinnenarten beobachtet. Doch im Gegensatz zu diesen versuchen die Listspinnen, den Rest ihres „Brautgeschenkes“ wieder mitzunehmen und beim nächsten Weibchen erneut als „Brautgeschenk“ anzubieten. Oder wenn die Männchen kein geeignetes Geschenk gefunden haben, dann umspinnen sie manchmal auch andere, nicht fressbare kleine Gegenstände (Steinchen, Hölzchen, usw.) und bieten diese als „Geschenk“ an. Manchmal kommen sie damit durch. Wegen dieser „List“ haben sie auch ihren Namen bekommen. Und wenn es das Weibchen nicht bemerkt, dann haben sie ganz einfach „Glück gehabt“, ansonsten bekommen sie ein ernsthaftes Problem.
Die Weibchen sind heller und nicht so auffällig gefärbt. Tatsächlich gibt es viele Farb-Varianten bei den Listspinnen. Als weitere gemeinsame Merkmale haben Männchen und Weibchen einen spitz zulaufenden Hinterleib und sehr lange Beine. Zudem gibt es bei den Listspinnen eine ausgedehnte Brutpflege. Darüber ist im Laufe des Jahres ein weiterer Beitrag in diesem BLOG geplant, wenn es mir gelingt, dies zu dokumentieren. Wenn nicht, dann kommt der Beitrag eben später.
Hier sind zwei Listspinnen in unterschiedlicher Färbung und Musterung zu sehen. Die linke Spinne zeigt ein helles Streifenmuster, die rechte Spinne hat einen gemusterten Hinterleib, der an eine 3D-Darstellung von ineinander verschachtelten, immer kleiner werdenden Strukturen erinnert . Bei uns im Kraichtal sind die Listspinnen noch gut zu beobachten. Oft werden sie aber übersehen, weil sie – meist gut getarnt – und regungslos auf Beute lauern.
Manchmal kann man auch überraschende Begegnungen erleben, wie man sie eigentlich nicht erwartet hätte:
Nach einer kalten Nacht sonnt sich die Listspinne an diesem Morgen auf einem sonnenbeschienenen Blatt. Sie scheint völlig entspannt. Die vorderen Beinpaare sind nicht in Jagdstellung. Schon mehrere Minuten verharrt sie bewegungslos. Sie scheint die wärmenden Sonnenstrahlen sehr zu genießen. Doch dann …
… krabbelt hinter ihr plötzlich eine Lederwanze auf das benachbarte Blatt . Sie rempelt die Spinne an und drängelt sich an ihr vorbei; die Listspinne hebt ihr linkes hinteres Bein an (man kann den Schatten des Beines auf dem Hinterleib der Wanze sehen) und will die Wanze vorbeischlüpfen lassen. …
Doch dann geschieht es: Ein kurzer Schwung mit dem Hinterleib der Wanze und die Spinne fällt zur Seite, während die Lederwanze gemächlich unter dem Nachbarblatt in Deckung geht. Wenige Augenblicke später war alles wieder in Ordnung. Die Listspinne setzte ihr Sonnenbad fort. Da die Sonne aber kurz danach hinter einer Wolke verschwand, verkroch sich auch die Spinne in der üppigen Vegetation entlang des Waldweges.