Harte Tage im Storchennest: Gibt es ein Happy-End?

Harte Tage im Storchennest: Gibt es ein Happy-End?

Mitte März: Der Winter scheint im Kraichtal zurück zu sein. Sturm, peitschende Regengüsse, nasskaltes Wetter; das „volle Programm“. Und bei den „Bahnhof-Störchen“ stimmt etwas nicht: Seit Tagen ist der männliche Storch allein im Nest. Das Weibchen, das in diesem Jahr wieder aufgetaucht war, ist verschwunden. Irgend etwas muss geschehen sein. Sonst würde das Weibchen am Horst erscheinen. Der Storchenmann bleibt im Nest. Es sieht fast so aus als ob er brüten würde. Doch das macht er nicht. Offenbar sucht er Schutz vor dem Regen und dem Wind. Das folgende kurze Video zeigt, wie er immer wieder aufsteht, klappert und mit den Flügeln schlägt. Dann setzt er sich wieder und duckt sich in das Nest. Dies wiederholt sich in kurzen Abständen mehrfach. Vom Weibchen ist weit und breit nichts zu sehen.

Wie wird es jetzt weitergehen? Wie lange wird der Storch noch auf die Rückkehr seines Weibchens warten? Bei diesem Wetter ist das eine harte Probe für den Storchenmann.

Und dann war am nächsten Tag völlig unerwartet das Weibchen  wieder da! Sofort wurde es vom Männchen mit Klappern begrüßt, dann paarten sie sich. Anschließend wurde wieder eifrig am Horst weitergebaut, obwohl der Nestbau schon vor einigen Tagen eingestellt worden war.  Die Bildergalerie zeigt Bilder vom Weiterbau am Horst. Die Paarung wurde beobachtet, aber nicht dokumentiert.

Bei der genauen Durchsicht der Bilder zeigte sich Überraschendes: Es war doch nicht das alte Weibchen, das am Horst erschienen war: Bei diesem Storch handelte es sich um ein fremdes Weibchen. Die Ringnummern belegen dies eindeutig.  Im Vordergrund das „neue“ Weibchen mit der Ringnummer „DER AR 832“ und  dahinter das Männchen mit der Ringnummer „DER AH 503“ .  Seit 2016 ist dies also sein viertes Weibchen, mit dem er sich gepaart hat. Was weitere Jungstörche der „Bahnhofstörche“ in Kraichtal betrifft, scheint es also in diesem Jahr doch noch ein „Happy End“  zu geben …. Das Schicksal der Störchin mit der Identifikationsnummer „DER AT 865“ bleibt vorerst offen …

Info zur Ringnummer der Störche:

Aufgrund der Ringnummer der Störche kann man erkennen, wo und wann der Storch beringt wurde. Für die Beringung von Vögeln sind in Deutschland  3 Vogelwarten zuständig. Jede dieser Vogelwarten betreut ein bestimmtes Gebiet – und versieht die Jungstörche mit einer eigenen Kennung auf dem Ring. Dies geschieht  durch geschulte „Beringer“ vor Ort. Die senkrecht stehende Buchstabenfolge  bezeichnet die für die Beringung jeweils zuständigen Vogelwarten:

DEH  = Vogelwarte Hiddensee (Östlicher Teil Deutschlands mit Ausnahme Berlin)

DER = Vogelwarte Radolfzell (Süddeutschland und Österreich)

DEW = Vogelwarte Wilhemshaven ( Nordwestlicher Teil Deutschlands)

Die folgende Kombination aus Buchstaben und Zahlen ergeben die jeweilige Identifikationsnummer der beringten Störche. Die im Kraichtal aufgetauchten „Bahnhof-Störche“ mit der Kennung „DER“ wurden demnach alle im Bereich der Vogelwarte Radolfzell beringt. Bei Sichtungen von Störchen kann man die Zug- und Lebensdaten (Zug- und Brutverhalten) nachvollziehen. Als weitere Möglichkeit werden heutzutage Jungstörche „besendert“, das heißt, mit einem Sender versehen. Bei diesen Störchen kann man „live“ nachvollziehen, wo sich der Storch gerade aufhält.

 

Dies ist der Ring der neu angekommenen Störchin. Die senkrecht stehende Buchstabenfolge zeigt an, dass sie im Zuständigkeitsbereich der Vogelwarte Radolfzell (DER) beringt wurde.

Die Buchstaben- und Zahlenkombination ergibt die Identifikationsnummer der Störchin. Diese wird in einer Datenbank der Vogelwarte registriert.

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