Eine überraschende Begegnung mit einem echten „Extrem-Kletterer“

Eine überraschende Begegnung mit einem echten "Extrem-Kletterer"

In der Natur gibt es vieles, das so nicht in den Lehrbüchern steht. Dies stellt man immer wieder fest, wenn man draußen unterwegs ist.  So auch hier: Bei diesem Vogel handelt es sich um einen Baumläufer, der an einem hohen Betonpfeiler einer Schnellbahnbrücke im Kraichtal – einem Ort also, an dem man normalerweise keinen Baumläufer erwartet – sitzt. Schon die Tatsache, dass er sich an dem glatten Betonpfeiler in ca. 25 m Höhe festhalten kann, belegt, dass er ein sehr guter Kletterer sein muss. Winzige Luftlöcher im Beton genügen ihm, um sich sicher festzuhalten. Denn seine Beinen und Krallen sind ans Klettern angepasst. Als weitere, wichtige Hilfe dienen seine langen, stabilen Schwanzfedern, mit denen er sich – ähnlich wie Spechte – auf dem glatten Untergrund abstützen kann.

Baumläufer ernähren sich von Insekten und anderen Kleintieren, die sich in der Rinde von Bäumen – aber auch unter der Rinde – aufhalten (Insekten und deren Larven, aber auch Spinnentiere und andere Kleintiere. Sein leicht abwärts gebogener pinzettenförmiger Schnabel ist dafür ideal. Man sieht die Baumläuer meist an Bäumen, wo sie die Baumrinde nach Nahrung absuchen. Im Winter ernähren sie sich auch von Samen.

Bei diesem Bild kann man nochmal die Beine mit den feinen Krallen, den spitzen, gebogenen Schnabel und die weißen Streifen oberhalb der Augen erkennen.  Man kann sich auch vorstellen, dass er durch seine Gefiederfärbung ideal getarnt ist, wenn er an Baumstämmen hochklettert.  Die Baumläufer, von denen es 2 Arten gibt, bilden eine eigene Familie unter den Vögeln. Man unterscheidet den Gartenbaumläufer und den Waldbaumläufer. Beide sind sich sehr ähnlich – und man kann die beiden Arten nur sehr schwer unterscheiden. Die am häufigsten im Kraichtal vorkommende Art ist in jedem Fall der Gartenbaumläufer. Es ist also zu vermuten, dass es sich hier um einen Gartenbaumläufer handelt.

Die folgenden Bilder zeigen Gartenbaumläufer in einer Umgebung, in welcher man sie üblicherweise auch vermutet: Auf Bäumen mit Rinden, die tiefe Furchen oder Risse aufweisen – und wo sich für Kleintiere zahlreiche Verstecke bieten. Diese Aufnahmen entstanden im Dezember 2019 – Februar 2020

Deutlich sieht man den gebogenen Schnabel, die weiße Unterseite, die Krallen an den Zehen und den Schwanz mit den stabilen Schwanzfedern, mit denen er sich abstützt. Bei der Suche nach Beutetieren fängt er unten am Stamm an und bewegt sich hüfpend in Spiralen aufwärts. Dabei sucht er alle Ritzen, Risse und Spalten in der Rinde ab. So arbeitet er sich allmählich bis nach oben. Doch dann muss er überlegen, wie er wieder nach unten kommt, ….

Denn die Baumläufer sind zwar sehr geschickte Aufwärts-Kletterer, doch im Gegensatz zum Kleiber  – einem ebenfalls sehr geschickten Kletterer – können sie nicht kopfunter den Baum hinablaufen. Deswegen fliegen sie – wenn sie oben angekommen sind, wieder an das untere Ende des Stammes und beginnen ihre Suche an einer anderen Stelle – oder sie fliegen zu einem anderen Baum. Gartenbaumläufer bevorzugen natürlich Bäume mit ausgeprägter Borke wie Eichen oder Eschen. Und weil sie recht klein und sehr gut getarnt sind, werden sie oft übersehen. Bleibt zu hoffen, dass er uns im Kraichtal  noch lange erhalten bleibt.

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