Ein Beispiel, das Hoffnung macht: Aktion „Bocksriemenzunge“

Ein Beispiel, das Hoffnung macht: Aktion "Bocksriemenzunge"

Auf den ersten Blick sieht diese hügelige Wiese mit Baumbestand völlig unauffällig aus. Doch beim genaueren Hinsehen kann man entdecken, dass es sich hier um ein ganz tolles Beispiel von Naturschutz in Eigeninitiative handelt.  Obwohl die Wiese das jahreszeitliche übliche Bild bietet, zeigen sich hier doch einige Besonderheiten. Offenbar war die Wiese vor einigen Wochen schon einmal gemäht worden – und jetzt sind einige Pflanzen wieder nachgewachsen. Der typische Bestand von Odermennig mit seinen Klettfrüchten und einige andere Blütenpflanzen, wie sie bei uns auf den Magerwiesen im Kraichtal wachsen, sind zu sehen.

Die fast total vertrockneten Pflanzenstängel sind die eigentliche Besonderheit auf dieser Wiese. Hier gibt es nämlich seit einigen Jahren einen wachsenden Bestand an einer äußerst seltenen, bei uns bisher kaum vorkommenden Orichideenart: Bocksriemenzunge. Bei der ersten Mahd wurde der Bestand markiert und nicht gemäht. Und jetzt stehen sie immer noch! Und genau das ist in diesem Fall so wichtig: Die Bocksriemenzunge produziert jede Menge an Samen, die aber erst reifen, wenn die Pflanze längst verblüht ist. So sollten die Blütenstiele mindestens bis Ende Juli/Anfang August auf der Wiese verbleiben, damit die Pflanze die Samen verbreiten kann. Da es in diesem Jahr wegen des relativ kalten Frühlings zur Verzögerung der Samenreife kommen kann, sollten die Blütenstiele in diesem Jahr mindestens 14 Tage länger stehenbleiben. Die Samen werden als „Körnchenflieger“ verbreitet. Da sie kein eigenes Nährgewebe besitzen, sind sie darauf angewiesen, auf einen bestimmten Bodenpilz zu treffen, der sie infiziert und zum Auskeimen bringt.

Inzwischen hat nicht nur der Besitzer dieser Wiese eine tollen Beitrag zum Erhalt dieser wunderschönen Orchidee im Kraichtal geleistet; auch mehrere andere Landwirte und auch die Gemeinde haben auf den entsprechenden Bereichen die Orchideen stehen lassen. Dies macht Hoffnung auf den Erhalt dieser Rarität im Kraichtal. So kann Eigeninitiative einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Vielen Dank an alle Beteiligten dieser und ähnlicher Aktionen!

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