Ein Tier mit einem extrem schlechten Ruf, das es aber bei uns kaum noch gibt: Rote Wegschnecke

Ein Tier mit einem extrem schlechten Ruf, das es aber bei uns kaum noch gibt: Rote Wegschnecke

Die Rote Wegschnecke ist eine Nacktschnecke, die zur Familie der Wegschnecken gehört. Sie kann bis zu 15 cm groß werden und schwarz, dunkelbraun, rotbraun, rot oder orange gefärbt sein. Sie ist wahrscheinlich die bekannteste und am meisten bekämpfte Nacktschnecke bei uns. Wegen der jahrzehntelangen Bekämpfung der Schnecke als Gartenschädling ist sie inzwischen so selten geworden, dass sie zum Beispiel in Bayern auf der ROTEN LISTE der bedrohten Arten steht – und nicht mehr bekämpft werden darf. Tatsächlich ist die Rote Wegschnecke auch bei uns inzwischen aus den Gärten und aus dem Kulturland verschwunden, weil sie von der eingeschleppten Kapuziner-Schnecke von dort verdrängt wurde. Diese wurde als „Spanische Wegschnecke“ bezeichnet, weil man unterstellte, dass diese Schneckenart mit Salat aus Spanien eingeschleppt worden war.. Dies  ist durch neuere Forschungen eindeutig widerlegt. Seit kurzem weiß man, dass diese Schneckenart erst seit wenigen Jahren in Spanien vorkommt. Inzwischen vermutet man, dass die Kapuzinerschnecke – wie man die Spanische Schnecke jetzt nennt – durch mit Schneckeneiern verunreinigter Gartenerde über große Teile Europas und auch in Nordamerika verbreitet wurde. Leider sind die  Rote Wegschnecke und die Kapuzinerschnecke nur sehr schwer  – und nur von Fachleuten  – voneinander  zu unterscheiden.  Zusätzlich wird die eindeutige Bestimmung der Schneckenarten auch deswegen erschwert, weil sich die Kapzuinerschnecke mit der Roten Wegschnecke paaren kann. Leider werden die Roten Wegschnecken immer noch auf der Liste der Gartenschädlinge geführt, obwohl es sie vielerorts in den Gärten gar nicht mehr gibt.

Schnecken sind nachtaktiv und tagsüber meist nur dann zu sehen, wenn es feucht und regnerisch ist. Da sie zur Fortbewegung eine eigenene Schleimspur produzieren, können sie fast jedes Hindernis überwinden. Auffallend ist das Atemloch, das sich auf der rechten vorderen Körperseite befindet.

Bei uns im Kraichtal findet man die Rote Wegschnecke vor allem im Wald oder in feuchten Wiesen, wo sie als Allesfresser einen wichtigen Beitrag für das Ökosystem leistet. Denn sie hilft beim Beseitigen von totem Pflanzenmaterial, Aas und Tierkot. Die aufgenommene Nahrungsmenge der Roten Wegschnecke entspricht alle zwei Tage dem eigenen Körpergewicht. Darüber hinaus dient sie vielen Tieren als Nahrungsgrundlage: Bei Vögeln, Säugetieren, Reptilien, aber auch Käfern stehen Nacktschnecken aller Entwicklungsstadien vom Ei bis  zum voll entwickelten Tier auf dem Speiseplan. Wer also im eigenen Garten Schnecken bekämpfen will, sollte deswegen für die Fressfeinde der Schnecken günstige Bedingungen schaffen: Amsel, Enten, Igel, Spitzmäuse, Kröten, Laufkäfer oder  auch der „Tiger-Schnegel“ (mehr erfahren) können eine wirkliche Hilfe sein. Der Einsatz von Giften sollte möglichst vermieden werden, weil er auch die „nützlichen“ Schneckenarten gefährdet, wie die zum Beispiel unter Naturschutz stehende Weinberschnecke und die kleinen Gehäuseschnecken, die sich nur von totem und verrottendem Pflanzenmaterial ernähren.

Vielleicht sollten Sie sich einmal die Zeit nehmen und einen kurzen Augenblick der Schnecke bei ihrer Fortbewegung zusehen: Dies ist kein unbeholfenes Kriechen sondern ein elegantes, zielgerichtetes Gleiten, das man durchaus schön finden kann. Übrigens: Die Rote Wegschnecke kann sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von bis zu 3 Metern pro Minute fortbewegen, wenn „Schnecke Tempo macht“.

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Ein Kommentar

  1. Wieder was gelernt, nämlich, daß die spanische in Wirklichkeit eine Kapuziner- (oder noch eigentlicher dann ja eine Gartenerden-)schnecke ist.
    Übrigens habe ich in diesem Jahr zum allerersten Mal eine Amsel (gleich mehrfach) bei der Schneckenmahlzeit beobachten können. Die arme Schnecke wurde erst x Mal sehr ruppig durch nasses Gras gezogen, bevor sie dann einigermaßen entschleimt in der Amsel verschwand

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