„Heiße Tage“ im Kraichtal: Es ist Brunftzeit bei den Rehen

Anfang August. Schon im Mai haben sich die Rehböcke ein Revier erkämpft, aus dem alle Rivalen vertrieben werden. Dann ab Mitte Juli beginnt die Brunftzeit.  Diese dauert bis in den August hinein. Wenn dann der Bock den Geruch einer Ricke oder Geiß -so nennt man ein weibliches Reh – wahrnimmt, verfolgt er sie. Hier scheint der Bock eine Geiß gewittert zu haben, die sich im Maisfeld befindet. Wenn diese den Bock bemerkt, flieht sie normalerweise vor ihm. Und dann beginnt eine Verfolgungsjagd, das „Treiben“, das sich über mehrere Stunden oder auch Tage erstrecken kann. Ist die Geiß zur Paarung bereit, bleibt sie stehen. Die folgenden Bilder zeigen ein solches Treiben. Übrigens: Dass ich diese Bilder machen konnte, verdanke ich dem Tipp eines Jägers vor Ort. Der Bock folgt der Geiß. Dies geschieht hier nicht in wilder Flucht, aber in einem stetigen Tempo. Langsam nähert sich der Bock der Geiß. Die Geiß läuft plötzlich langsamer; der Bock beginnt, die Geiß zu beriechen. Jetzt bleibt sie plötzlich stehen. Der Bock streckt den Kopf nach vorne, um die Geiß beriechen zu können. Die Geiß macht ein paar Schritte und duckt sich: Gleich wird der Bock aufspringen. Doch die Geiß macht noch ein paar Trippelschritte. Der Bock beleckt die Geiß …. Und dann ist die ganze Sache plötzlich beendet: Ein vorbeifahrendes Auto schreckt die Beiden auf.Jetzt legen sich beide im Abstand von wenigen Metern auf dem abgeerteten Weizenfeld nieder. Sie scheinen sich jetzt auszuruhen. Auf jeden Fall ist die Sache für den Moment erledigt. Damit ist das Treiben aber noch nicht vorbeit. Der Bock bleibt so lange bei der Geiß, bis deren Brunft beendet ist. Und die dauert 4 Tage. Und wenn die Paarung erfolgreich war – und alles gut geht, bringt die Geiß im nächsten Jahr im Mai oder Juni ihre Kitze zur Welt.

Übrigens: Während der Brunftzeit sind  die Rehe in hohem Grade unvorsichtig, weil sie hormongesteuert ihre sonst gewohnten Verhaltensweisen verlieren. Das hat die Folge, dass in dieser Zeit sehr viele Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer fallen, weil sie ohne vorherige Absicherung aus Gebüschen und Gehölzen heraus auf Straßen rennen. Hat es die vom Bock „getriebene“ Geiß gerade noch knapp über die Straße geschafft, kommt oft noch der Bock hinterher – und manchmal auch noch das zur Geiß gehörende Kitz; die Katastrophe ist dann oft nicht mehr vermeidbar. Deswegen sollten Autofahrer in dieser Zeit verstärkt aufpassen, wenn sie in den betreffenden Gebieten unterwegs sind.

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