Die „rote Pollen-Tankstelle“ für Hummeln: Klatschmohn

Die "rote Pollen-Tankstelle" für Hummeln: Klatschmohn

Jeder kennt ihn. Er bringt jedes Jahr die Farbe „ROT“ in die Landschaft. Oft taucht er dort auf, wo ihn niemand erwartet hat. Klatschmohn ist eine uralte Kulturpflanze, die mit dem – vor Urzeiten beginnenden Ackerbau – wahrscheinlich aus Nordafrika zu uns kam. Um ihn ranken sich viele Geschichten, Mythen und Sagen. Er wurde vielseitig gebraucht: als Heilpflanze, zum Färben, zur Herstellung von roter Tinte, in der Naturkosmetik, aber auch als Speisezutat und Beigbabe zu Natursalaten wurde und wird er heute noch verwendet. Er gehört zur Familie der  Mohngewächse und produziert wie diese einen Milchsaft. Man findet ihn als landwirtschaftliche Begleitpflanze überall dort, wo durch Bodenbearbeitung „Licht-Lücken“ entstehen. Hier kann sein Samen auskeimen, auch wenn er schon lange im Boden ruht. So findet man ihn auch oft auf dem Erdaushub frisch ausgehobener Baugruben. In England gilt er als Erinnerungszeichen  an die Kriegsgefallenen des Ersten Weltkrieges, weil auf den frisch ausgehobenen Soldatengräbern in Nordfrankreich zuerst der Klatschmohn blühte. Auch als „Liebes-Orakel“ spielte er eine Rolle, wenn beim Klatschen auf die zusammengelegten Blütenblätter ein lauter Knall zu hören war… oder nicht (… er liebt mich, er liebt ….)

Bei uns im Kraichtal hat er aber seine wichtigste Bedeutung als Futterpflanze für Insekten, vor allem Wildbienen, zu denen ja auch unsere zahlreichen Hummelarten gehören . Mit seinen weit mehr als 100 Staubblättern in jeder Blüte lockt er Insekten, vor allem Bienen  an. Nektar wird keiner angeboten, ebenso strömen die Blüten keinen aromatischen Geruch aus. Die Insekten werden vor allem durch die leuchtenden Farben angelockt. Das Pollenangebot der einzelnen Blüten ist mehr als reichlich. Auf dem gelben Fruchtblatt sind die streifenförmigen Narben zu sehen; wenn ein pollenbeladenes Insekt daran vorbeistreift, wird die Blüte bestäubt. Da die Blüte nur wenige Tage zur Verfügung steht, wird sie wegen ihres großen Pollen-Angebotes häufig besucht.

Hier sind es Erdhummeln, welche in der Nähe offenbar ihr Nest haben – und die deswegen die Klatschmohnblüten zahlreich besuchen. Dabei stehen vor allem die frisch aufgefalteten Blüten im Mittelpunkt. Denn sie enthalten noch die volle Pollenmenge. Die ganz frischen Blüten erkennt man, dass sie beim Öffnen zerknautscht wirken. Die Hummeln stören sich nicht daran und krabbeln in die noch nicht ganz geöffneten Blüten hinein.

Welche Pollenmenge es zu ernten gilt, zeigt der recht große Pollenklumpen am Hinterbein der abfliegenden Hummel. Der Pollen wird in speziellen Vorratsbehältern im Hummelnest gelagert und dort als Futter für die Brut und  auch als Vorrat für Tage mit schlechter Witterung gebraucht.

Hier „erntet“ eine Hummel gerade den Pollen ab. Kreisförmig dreht sie sich an den Staubblättern vorbei und nimmt den Pollen in ihrem Pelz auf. Dann kämmt sie mit ihren Beinen die Pollenkörner zu einem Klumpen zusammen und heftet sie an ihre Sammelbeine. Dabei gibt sie auch Pollen an die streifenförmigen Narben des Fruchtblatts ab – und bestäubt so die Blüte. Nach kurzer Zeit fallen die Blütenblätter ab und in der Fruchtkapsel reifen jetzt die Samenkörner heran. Eine Samenkapsel kann 2000 – 5000 winzige Samenkörner enthalten.

Und so sieht es aus, wenn eine Klatschmohn-Blüte abgeerntet ist. Die Staubfäden sind abgebrochen und nur noch wenige Staubbeutel sind vorhanden. Aber auch diese werden noch von weiteren Hummeln geholt. Doch die Lieferung geht weiter. Schon öffnet sich bald eine neue Blüte, die dann wiederum sofort Hummelbesuch bekommen wird … Und in den Samenkapseln reifen die Samen heran, die bald vom Wind ausgestreut werden. Alle Teile des Klatschmohns sind giftig;  mäßiger Verzehr junger Teile erscheint unbedenklich. Größere Mengen sollten gemieden werden.  Bei uns im Kraichtal blüht er von Mai bis Juli.

Beitrag vorher Ein Käfer mit einem "furchteinflößenden" Namen: Balkenschröter
Beitrag nachher Man hört sie oft - aber sieht sie nur sehr selten: Gartengrasmücke

Schreiben Sie einen Kommentar