Die Kleiber haben Junge
Der Kleiber ist ein Höhlenbrüter. Eigentlich ist er ein Vogel der Wälder mit alten Baumbeständen. In Gegenden mit Streuobstwiesen, wo es ebenfalls viele alte Bäume gibt, findet er reichlich Gelegenheit, seine Jungen aufzuziehen. So sind Streuobstwiesen mit alten Obstbäumen, wie es sie bei uns im Kraichtal noch häufig gibt, ideale Orte für die Jungenaufzucht. Denn hier gibt es natürliche Baumhöhlen, Spechthöhlen oder Nistkästen. Der Nestbau beginnt oft schon im März. Dabei polstert das Weibchen, die Nisthöhle mit Rindenstückchen, Grashalmen, Federn oder Haaren aus. Von April bis Mitte Mai werden dann die 5 bis 9 Eier fast 3 Wochen lang bebrütet und die geschlüpften Jungvögel nochmals etwa drei Wochen gefüttert, bis sie im Juni ausfliegen.
Die Jungvögel werden mit Insekten und deren Larven sowie mit Spinnen gefüttert.
Nach jeder Fütterung wartet der Altvogel in der Nisthöhle ab, ob ein Nestling Kot abgibt. Dan nimmt der Altvogel die Kotballen, die in einer dünnen Haut verpackt sind, mit. So wird die Nisthöhle sauber gehalten und das entstehende Gefieder der Jungvögel kann nicht verkleben. Aus den Kotresten resultierende Krankheiten werden so vermieden.
Nach fast zwei Wochen kamen die Jungvögel erstmals zum Füttern an das Einflugloch und erwarteten dort ihre Eltern. Man kann erkennen, dass das Gefieder noch nicht voll entwickelt ist.
Die mitgebrachte Raupe verschwindet im weit geöffneten orangefarbenen „Sperr-Rachen“.
Nun wartet der Altvogel außen, ob das Junge Kot abgeben will. Dazu dreht sich der Jungvogel und streckt seinen Hinterleib nach oben.
Dann nimmt der Altvogel von außen den Kotballen auf.
Der Kleiber ist übrigens die einzige Vogelart bei uns, welche kopfüber einen Baum hinablaufen kann. Dabei wird ein Fuß vor den anderen gesetzt; er läuft regelrecht den Baumstamm hinunter. Spechte und Baumläufer dagegen können das nicht. Sie hüpfen mit beiden Beinen und stützen sich dabei mit dem Schwanz ab.
Ein Altvogel auf Nahrungssuche. Alles wird untersucht und gründlich nach Nahrung durchstöbert.
Jetzt ist das Gefieder der Jungvögel schon fast voll entwickelt. Sie werden bald ausfliegen. Zuf Fütterung warten sie bereits am Eingang der Bruthöhle auf die Eltern. Jetzt werden die Nestlinge überwiegend am Höhleneingang gefüttert.
Kurz vor dem Ausfliegen erscheinen die Altvögel oft ohne Futter am Höhleneingang und fliegen dann wieder weg. Meist befindet sich der andere Altvogel mit Futter in der Nähe, um den Nestling aus der Höhle zu locken. Und dann fliegen sie nacheinander aus.
Der letzte Besuch der Altvögel an der Nisthöhle. Eine kurze Kontrolle, ob sich noch ein Jungvogel in der Nisthöhle befindet..
Die Nisthöhle ist leer; die Jungen sind ausgeflogen und werden draußen noch einige Tage von den Eltern gefüttert. Da die Kleiber sehr standorttreu sind, verbleiben auch die Jungvögel in der näheren Umgebung. Die Nisthöhle ist jetzt wieder verfügbar. Manchmal stellen sich Stare als Nachmieter ein. Dazu wird der Eingang der Nisthöhle wieder erweitert, wobei die Witterung während der nächsten Monate die Sache erleichtert. Es kommt aber auch vor, dass in den Folgejahren die Nisthöhlen von Hornissen oder anderen Insekten besiedelt werden.