„Bodenschätze“ des Kraichtals: Lösskindel

Im gesamten Kraichgau – und damit auch im Kraichtal findet man sehr fruchtbare Böden vor. Denn diese bestehen aus Löss. Der Löss im Kraichtal wurde in den Eiszeiten abgelagert, als der tiefgefrorene Schlamm des Rheins von heftigen Winden als Staub in den Kraichgau verblasen wurde. Dort lagerte er sich in meterhohen Schichten als Sediment ab. Der Regen wusch mit der Zeit die kalkhaltigen Bestandteile aus den oberen Schichten des Bodens aus. Der gelöste Kalkanteil sickerte dann mit dem Wasser in tiefere Lössschichten. Dort verdunstete dann das Wasser und hinterließ Gesteinsknollen, die teilweise fremdartig oder lustig aussehende Kalkzapfen oder Knollen bildeten. Zum Wachsen der Lösskindel werden organische Materialien (wie Wurzeln oder Zweige) oder auch kleine Steinchen (oder kleine Schneckenhäuser)  benötigt. Der Wachstumsprozess dauert sehr lange. Da einige dieser Knollen und Zapfen puppenartige, menschen- oder tierähnliche Formen ausbildeten, bezeichnet man sie auch als „Lösskindel“. Die Lösskindel im Kraichtal sind oft sehr groß (im mittleren Dezimeterbereich) und sind dann auch recht schwer.Auch im Kraichtal gibt es meterhohe Löss-Ablagerungen. Und natürlich gibt es im Kraichtal auch Lösskindel.  Wenn man weiß, wo man suchen muss, dann findet man sie auch. Hier eine (ganz) kleine Auswahl von „örtlichen“ Lösskindeln.  Ein Tipp: Im Frühjahr lohnt es sich besonders!Übrigens: Jedes Lösskindel ist ein Unikat! Wie bei der „realen Kunst“ auch bleibt es auch hier vom Betrachter abhängig, was er in den Figuren sehen will …. Was man in diesen Formen sehen will, bleibt jedem selbst überlassen: Zwei sich umarmende Kinder mit Kuscheltieren im Arm? – Oder doch zwei Boxer ? Ein „Königspudel“, frisch vom Hundefrisör. Mit dem rechten Auge schaut er ziemlich gelangweilt ….Ein Herz aus Stein … oder doch etwas anderes? Wer oder was es auch immer ist:  Sie haben sich gefunden – und sind jetzt EINS … Im Rumpf der Figur sieht man ein kleines Schneckenhaus, um welches herum sich das „Lösskindel“ gebildet hat. Wahrscheinlich befinden sich im Inneren der Figur mehrere solche Schneckenhäuser …Bloß ein Kalkbrocken? – Oder doch der Kopf eines Bären?Jedenfalls kann es spannend sein, sich einmal selbst auf die Suche nach solchen Lösskindeln zu begeben – und dann herauszufinden, was Sie in diesen Fundstücken für sich entdecken können. Halten Sie also die Augen offen, wenn Sie  wieder mal im Kraichtal unterwegs sind ……

 

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Ein Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Weickgenannt,
    ich bin Ethnologin und möchte Sie fragen, ob Sie im Kraichtal bzw. in der weiteren Umgebung des Kraichgaus irgendwelche Feldkapellen kennen, die aus Lösskindeln erbaut bzw. mit Lösskindeln ausgeschmückt wurden? Ich kenne eine in Odenheim und eine in Rauenberg, aber es müsste doch eigentlich noch mehr geben…? Über jedweden Tipp freue ich mich.
    Vielen Dank und freundliche Grüße,
    Caroline Maxelon

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