Auch Buntspechte müssen immer auf der Hut sein
Im Erlenbruchwald hat sich ein Buntspecht-Pärchen hinter zahlreichen Büschen auf die ausladenden Äste einer alten, teilweise morschen Weide zurückgezogen. In der Nähe befindet sich ihre Nisthöhle, an der sie gerade gearbeitet haben. Jetzt, Mitte März, bereiten sie sich schon intensiv auf die Brutzeit vor. Der Frühling naht, obwohl der Winter ab und zu noch seine Muskeln spielen lässt. Der Schwarze Holunder im Vordergrund treibt schon zaghaft die ersten Blättchen aus. Und die beiden Altvögel scheinen sich gerade auszuruhen. Auf dem oberen Ast sitzt das Männchen, erkennbar an dem roten Streifen im Genick. Ein Stockwerk tiefer befindet sich das Weibchen. Man kann es daran erkennen, dass der rote Streifen am Kopf fehlt.So geht das eine ganze Weile. Die Beiden scheinen völlig entspannt auf der alten Weide die Ruhe in ihrem Versteck zu genießen.Das Weibchen schmiegt sich an den mit Moos bedeckten Ast. Auch das Männchen scheint völlig ruhig zu sein.Dann läuft das Weibchen auf dem Ast nach oben. Wie bei den Buntspechten üblich erfolgt die Fortbewegung „ruckweise“, immer unterbrochen von prüfenden Blicken in die Umgebung.Oben angekommen, schaut sich das Weibchen um. Hier hat sie ein größeres Blickfeld in die Umgebung.Und dann geschieht es: Plötzlich duckt sich das Weibchen und drückt sich an den Ast.In dieser Stellung verharrt sie einige Sekunden völlig regungslos.Aber sie bleibt fluchtbereit. Die Beinstellung verrät, dass sie jederzeit aufspringen und flüchten könnte. Noch verharrt sie in dieser Stellung. Dann springt sie nach links dem Ast entlang, hüpft auf einen anderen Ast und versteckt sich dort. Und bevor sie sich endgültig hinter dem Ast versteckt, schaut sie sich nocheinmal um.Jetzt scheint sie in Sicherheit und außer Sicht. Sie behält aber die Umgebung im Auge. Und das Männchen? Es hat natürlich die Reaktion des Weibchens registriert. Noch fühlt es sich auf seinem Ast sicher. Doch ein prüfender Blick nach oben zeigt ihm, dass auch er aufpassen muss. Über dem Wäldchen kreist ein Rotmilan. Also geht auch er in Deckung. Wie das Weibchen zuvor duckt er sich an den Ast und bewegt sich nicht.Nach einer Weile schaut er sich wieder um. Die Gefahr scheint vorbei. Der Rotmilan ist mittlerweile abgezogen.
Glück gehabt! Der Rotmilan zog jetzt an anderer Stelle seine Kreise in der Luft. Tatsächlich müsssen die Buntspechte vor allem auf Feinde in der Luft achten (Habicht, Sperber), aber auch Marder können während der Brutzeit für das Gelege oder die Nestlinge zur Gefahr werden.
Das war ja ein kleiner Krimi. Wunderschön beobachtet, festgehalten und kommentiert.